„Nichts ist entspannender als das anzunehmen was ist.“ Dalai Lama
Das hat er schon recht, der Dalai Lama, wirst du denken. Wie schwer es ist für uns westliche rationale Menschen, Vorkommnissen in unserem Leben nicht gleich eine Bedeutung und damit ein Urteil zu geben, ist auch klar. Wir sind nicht darin trainiert, Vorgänge in unserem Leben einfach nur zu beobachten und so sein zu lassen, wie sie eben sind. Eine Geschichte aus dem alten China bringt diese Geisteshaltung wunderbar zum Ausdruck:
Eine Geschichte
Ein armer chinesischer Bauer hatte nur ein Pferd und einen Sohn. Eines Tages lief ihm sein Hengst davon und die Nachbarn bedauerten ihn sehr und sagten, was für ein Unglück er doch habe. Der Bauer antwortete darauf: „Ob es ein Glück ist oder ein Unglück ist, wer kann das schon sagen?“
Tage später kam der Hengst mit einem Rudel Wildpferde zurück und der Bauer war auf einmal der Reichste von allen. Wieder kamen die Nachbarn zum Bauern und sagten, was das wohl für ein Glück sei und der Bauer antwortete: „Ob es ein Glück ist oder ein Unglück ist, wer kann das schon sagen?“
Am nächsten Tag versuchte der Sohn eines der Wildpferde zu zähmen, stürzte dabei vom Pferd und brach sich das Bein. Wieder kamen die Nachbarn zum Bauern und bedauerten ihn und meinten, was für ein Unglück er doch habe. Der Bauer antwortete darauf: „Ob es ein Glück ist oder ein Unglück ist, wer kann das schon sagen?“
Tage später brach ein Krieg aus und alle jungen Männer wurden zum Militär eingezogen und mussten in den Krieg ziehen. Der Sohn des Bauers wurde wegen seines gebrochenen Beines nicht eingezogen. Aus dem Krieg kamen nur wenige wieder zurück…
Meditation als wichtigste Stufe der Heilung
Wir wissen: Du kennst diese Geschichte schon. Trotzdem ist sie es wert, einmal darüber nachzudenken. Denn sie bringt die Idee der Meditation, wie sie in den sieben Stufen der Heilung von der chinesischen Medizin gefordert wird, zum Ausdruck. Meditation bedeutet hier, sich ganz auf das Leben in all seiner scheinbaren Widersprüchlichkeit einzulassen, mit den ständig wechselnden angenehmen oder unangenehmen Ereignissen mitzufließen.
Allerdings bedeutet Meditation in diesem Sinne nicht, alles unkritisch und unreflektiert hinzunehmen. Vielmehr bedeutet es, das große Ganze im Blick zu behalten und sich nicht in Detailfragen zu verlieren.
Es hat seinen guten Grund, warum die TCM gerade die Meditation an die erste und damit wichtigste Stelle der Heilungsstufen stellt, weit vor Kräuterbehandlungen oder Akupunktur. Als Menschen haben wir die Aufgabe, uns unseres Lebens und seiner Vorgänge bewusst zu werden.
Nur so können wir unser Leben mehr und mehr nach unseren Vorstellungen gestalten. Probiere es aus! Es lohnt sich.
Eine schöne zweite Sommerhälfte wünschen wir dir!
Ricarda & Wolfram